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Freitag, 27.04.2012

Frühmorgens gehts los: im Dunkeln. Die Fahrt zum Rio-Danta-Restaurant (unser Treffpunkt für die Tour nach Tortuguerro) ist mega anstrengend. Als wir um 07:06 dort ankommen, ist noch nichts kaputt. Kurz vor Acht kommen noch 3 weitere Touris an, dann kann es ja gleich losgehen.

Die nun folgenden Ereignisse sind kaum in Worte zu fassen. Deren seelische Aufarbeitung wird Wochen, Monate oder sogar Jahre dauern. Ich versuche es trotzdem einmal...

Kurz nach Acht rauscht plötzlich ein Riesen-Reisebus mit Vollklimatisierung und Entertainment-System auf den Parkplatz des Restaurants. Heraus poltern ca. 50 Touris der übelsten Sorte: Kappe, Muskelshirt, Shorts, Socken, Sandalen und 'ne Quicksnap am kleinen Finger baumeln. Wie ein Schwarm Heuschrecken fallen sie ins Restaurant ein und machen sich über das vorbereitete Frühstücksbuffet her. Die Toaster werden selbstverständlich als erstes belagert. Noch guter Dinge, erfahren wir von der Anführerin der Chaos-Truppe, daß wir nun ein Teil dieser Massen-Karambolage sind und auch mit frühstücken sollen.

Immer noch paralysiert steigen wir in den Kühlschrank-Bus und los gehts...zurück!! Nach Siquirres, wo wir ja um ca. 06:00 Uhr schon vorbeigefahren sind. Die Fahrt dauert endlose 2,5 Stunden (ab Siquirres über Gravel-Road). Die Reiseleiterin schnappt sich das Bus-Micro und verbreitet unnützes Wissen über Costa Rica (z.B. daß hier Bananen und Ananas angebaut werden und man diese exotischen Früchte ruhig mal probieren solle). Trotzdem sind alle fasziniert, als ob die vorher gar nicht gewußt hätten, in welchem Land sie Urlaub machen... Unter den Touri-Trotteln ist mal wieder das komplette Spektrum vorhanden: Fette Amis mit Hängebauch und Krampfadern, ständig laut plappernd (dumm Zeuchs), Chrystal Carrington-Gedächnis-Frisur, weiblicher Ozzy Osbourne mit Lesben-Frau, Diverse Androgyn-Frauen, ein deutscher Kegelclub, nervende Franzosen, einige plärrende Blagen.... Wie auf einem Wandertag der ersten Schulklasse weist die Reiseleitung darauf hin, daß man später seine Sachen aus dem Bus mitnehmen soll (really?).

In Caño Blanco angekommen, warten schon 20 Boote mit je dreißig Plätzen darauf, den rasenden Mob aufzunehmen. Der Ort ist nichts anderes als ein riesiger Wendeplatz für Mega-Reisebusse. Es gibt einen Mini-Supermakt und ungefähr 30 Klos, die auch Ruck-Zuck belegt werden. Hatten wir bis dahin noch gedacht, daß alle anderen nur einen Tagesausflug nach Tortuguerro machen, wurde nun auch diese Hoffnung endgültig zerstört, als der Busfahrer anfing, das Gepäck der Touri-Trampel auszuladen. Während wir mit dem vorgeschriebenen "leichten Gepäck" für zwei Nächte angereist sind, haben die Amis mehr Gepäck dabei, als wir für den ganzen Urlaub. Der Rheinländische Kegelclub deckt sich derweil im Shop mit reichlich Bierdosen für die ca. 90-minütige Überfahrt ein. Alle haben voll Spaß wie auf einem Partyboot, nur wir ziehen lange Gesichter.

Unterwegs verkündet die Tourleiterin das Programm der nächsten Tage, das sich hauptsächlich an den drei Malzeiten orientiert. Dann verrät sie noch, was es in Tortuguerro so alles zu sehen gibt (Gift-Shop, Bar, Swimming-Pool). Die Masse jubelt. Endlich angekommen, schüttet es in Strömen. Wie Schweine zur Schlachtbank werden wir zum Begrüßungs-Frucht-Gepansch geführt. Dort werden -wie bei der Ankunft an der Verladerampe eines Arbeitslagers- unsere Namen ausgerufen und uns die Baracken (Hütten) zugeteilt.....

Nachdem wir unser Gepäck weggebracht haben, heißt es schleunigst in den Essens-Saal einzurücken, wo einem vom Lodge-Personal der Papp auf den Teller geknallt wird. Es kommt mir vor, wie beim ersten Tag Bundeswehr. Da es eh in Strömen regnet, beschließen Nicole und ich, uns bis zum nächsten wichtigen Termin (dem Abendessen) abzuseilen. Die Anderen trotten derweil im bunten Touri-Outfit mit Flip-Flops und Einweg-Regenponchos (Müllsäcken) nach Tortuguerro-City, wo es sich der Kegelclub erstmal in einer Kneipe gemütlich macht.

Nach dem abendlichen Essen-Fassen (die Amis laden sich direkt mehrere Teller voll: "cannot find butter!") begeben wir uns lieber auf eigene Faust auf den Lodge-eigenen Regenwald-Pfad. Mit unseren Lampen bewaffnet, finden wir einige nachtaktive Tiere (z.B. Ochsenfrosch, wandelndes Blatt, Heuschrecken, Spinnen und eine ca. 1,5m lange Boa Constrictor). Danach schlafen wird friedlich ein. Bis wir um halb eins aus unseren Albträumen gerissen werden, denn der besoffen-gröhlende und pöbelnde Kegelclub ist von der Bar zurück und probiert nun an jeder Hütte aus, ob der Schlüssel paßt.....

Samstag, 28.04.2012

Um 05:45 morgens treffen wir uns zur ersten Bootstour. Da ja kein Mensch so früh ohne Kaffee auskommt (laut Reiseleitung) gibt's erstmal einige Kännchen. Prompt müssen alle wieder zum Klo und die Abfahrt verzögert sich entsprechend. Die meisten sind wieder in ihren lustig-bunten Touri-Clown-Outfits angetreten. Ein spanisch-sprechendes Nilpferd "Graaaaaaatziaaas, bueeeeeenos diiiiias" hat sich einfach einen bodenlangen blauen Stoff (Sack) übergestülpt, passend dazu ein paar schicke Adiletten. Also das ideale Outfit für die Tour. Bewegen kann sie sich darin (und auch sonst) nur sehr langsam, aber fallen kann sie genausoschnell wie alle anderen Körper welche der Schwerkraft unterliegen (Newton). Jedes Ungeschick wird ihrerseits mit einem ohrenbetäubend-schallendem Lachen (Gegacker) kommentiert.

Wir müssen mit den fetten Amis (darunter Ozzy & Co.), den deutsch-androgyn-Lesben und den Holländern aufs Boot. Zitat Ozzy: "Only a dead Snake is a good snake! When I have Snake on my lawn, I shoot it with my gun!"

Unser Fahrer heißt Elias. Die Amis schecken den Namen nicht und fangen erstmal ne lautstarke Diskussion an (dachte immer, die wären so radikal religiös). Ach ja: der Kegelclub liegt zu diesem Zeitpunkt noch im Salz. Nur einer (vermutlich der, der die Schnapsidee hatte, mit alle Mann nach CR zu fahren) ist mit von der Partie.

Robin ist voll genervt, aber die Tour wird fotomäßig noch ganz gut. Elias findet mit seinen Adleraugen ganz versteckte Tiere: Basilisken, Brüllaffen, Reiher, einen sehr seltenen grünen Ara, Faultiere, Aligatoren, Iguanas. Die geduldigen Tiere lassen sich glücklicherweise nicht vom lauten Gefeixe der Amis abschrecken.

Um 08:00 Uhr ist die Tour schon wieder vorbei, sonst würde man ja das Frühstück verpassen. Der eine Kegelbruder prahlt verlegen bei seinen Kollegen, wie blöd die Tour war: "Es gab nix zu sehen. Die schwarzen Bälle an den Bäumen, das sollten irgendwelche Affen gewesen sein, oder so!".

Um 09:00 Uhr geht's zum Glück auf eine weitere Tour. Wir sehen erneut eine ganze Reihe freundlicher Tiere. Obwohl längst die Sonne knallt, merken Ozzy & Co. erst jetzt, daß sie total unpassend gekleidet sind und fangen wie bekloppt an, sich einzucremen. Für den Nachmittag plant Ozzy, sich ne Kappe im Gift-Shop zu kaufen.

Wir sehen eine Bande Kapuzziner-Affen ganz aus der Nähe. Alle sind ganz still, da fängt Ozzy an, irgendwas von Zuhause zu faseln, Schnauze! Elias findet einen grasgrünen Basilisken direkt vor unserer Nase. Ozzy: "I don't see it, where is it?" Ozzy's wife: "There!", Ozzy: "Where?", Ozzys wife: "In the tree!", Ozzy: "Which tree?", Ozzys wife: "The green one!".

Da sich alle Aktivitäten nach der Tortuguerro-Zeitrechnung richten (Malzeiten, was könnte wichtiger sein?), sind wir pünktlich zum Lunch wieder zurück. Nachmittags gibt's noch eine kleine Spazierrunde durch den Mawamba-Garten. Mit Iguanas, Fröschen, Herkules-Käfern etc. Die Amis setzen sich nach kurzer Zeit ab. Nach dem Abendessen wird gepennt....

Sonntag, 29.04.2012

Nach der allmorgendlichen Massen-Fütterung, rennen alle noch schnell in den Gift-Shop, und dann wird die Prolo-Parade per Boot wider zurück nach Caño Blanco verfrachtet. Dort deckt sich der blaue Sack (das Spanisch sprechende Nilpferd) erstmal mit ordentlich viel Süßkram ein, welches sie und ihre Tochter (Knabberollegin? Futter-Freundin? Nasch-Nichte?) während der Weiterfahrt im Bus genüßlich verschlingen. Wieder am Rio-Danta Restaurant angekommen (es gibt mal wieder "Lunch is reedy!") begeben wir uns mit knapp unter-Lichtgeschwindigkeit zum Storage-Room, um unser Gepäck zu schnappen und um (endlich wieder nur zu zweit) mit dem Wagen zu verduften.... Der Hölle entkommen....

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